Samstag, 21. Oktober 2017

Inneneinrichtungstipps

Mein Büro ist nun komplett. Die Arbeitsagentur hat mir einen elektirsch stufenlos höhenverstellbaren Tisch bezahlt. Dazu muss man ein Antrag auf Erstattung von technischen Arbeitsmitteln ausfüllen. Eine Behinderung braucht man dafür nicht, aber ärztliche Befunde, die Probleme mit der Wirbelsäule nachweisen. Der Tisch ist wirklich toll. Wenn ich sitze, stütze ich mich auf ihm ab (er könnte etwas tiefer sein, damit man dann nicht so nah am Bildschirm ist). Kollegen sind neidisch.

Die Universität hat mir außerdem einen Stuhl bezahlt und organisiert, der der rückengerechteste auf dem Markt sein soll (dafür hab ich gar nichts gemacht außer gesagt, dass ich eine Behinderung von 20 Grad habe und Probleme beim Sitzen, das war also Glück). Aber auch dieser Superstuhl funktioniert nach wie vor nur mit meinem Frosch-Sitzkissen und einem zusätzlichem Nackenpolster, wenn ich mich mal zurücklehnen will. Es gibt für Computerspieler auch Sitze die bis zu 180° zurückschraubbar sind, aber die sehen dann nicht nach Büro aus. Ich hab lange überlegt, so einen zu kaufen, aber mir erschien die Rückenlehne dann selber etwas ungerade und unbequem.
Leihweise hab ich auch einen Swopper: der ist aber erst mit dem höhenverstellbarern Tisch brauchbar geworden, davor hab ich ihn nur zum Beinehochlegen genutzt.
Ein Stehhilfe fehlt noch und ein Laptopp - Letzteres ist wohl auch bequemer als ein Desktoprechner.

Freitag, 7. Juli 2017

1. Arbeitswoche 1. Arbeitsmonat

Geschaft! Die erste Arbeitswoche ist vorbei. Hier ein Protokoll:
Ich musste zweimal täglich für drei Stunden sitzen. Da mein Lebensgefährte auch noch auf Dienstreise war, war es extra schwer zu Beginn:
1. Tag: Hilfe, Aua schaff ich das wirklich? Antrag auf einen höhenverstellbaren Steh-Sitz-Tisch bei der Arbeitsagentur eingereicht. Auch das abwechselnde Sitzen auf dem Swober bringt nichts. Das ist ein Sitz, den mir mein Arbeitgeber zur Verfügung gestellt hat. Der Sitz schwingt in alle Richtungen auch kann man so hüpfen wie auf einem Sitzball. Abends geheult, weil der Rücken so weh tut. Träume von einer Liege fürs Büro. Bürostühle mit Liegefunktion gibt es auch, sind aber natürlich teuer und das Richtige hab ich auch nicht gefunden.
2. Tag: Bekomme erst nächste Woche Laptop kann also das nicht höhenverstellbare Stehpult, was mir auch mein Arbeitgeber zur Verfügung gestellt hat, nicht nutzen. Zur Mitagszeit mit Kollegin ein längeren Spaziergang gemacht, da auch sie weiß, dass dies gut für die Gesunheit ist. Meine Vorgesetzte hält auch viel von Bewegung. Opa hat die Kinder abgeholt. Das war eine Erleichterung. Nachmitags konnte ich mich hinlegen. Aber Kinder sind kränklich und wenn es nicht meine erste Arbeitswoche geweseen wäre, hätte ich sie nicht abgegeben. Blöde Situation.
3. Tag: Hab an meinem Stuhl alle Einstellungen überprüft. Und hab die Idee für eine fast-Liegeposition mit Hilfe eines Sitzsacks. Tagsüber auch mal für fünf Minuten auf den Boden hingelegt, weil es so weh tat. Zu Hause allein mit etwas kränklichen Kinder. Das war wieder nicht leicht. Froh früh in Bett zu kommen. Aber der Rücken tut nicht so extrem weh wie am ersten Tag.
4. Tag: Sitzsack ausprobiert. Mithilfe eines Hockers konnt ich fast Liegen: Scheint zu funktionieren. Es darf nur keiner zur Tür hereinkommen. Aber alle sind gerade im Urlaub. Opa hat die Kinder abgeholt und mein Lebensgefährte war auch wieder da. Erleichterung ich kann mich Nachmitags mal hinlegen.
5. Tag: Keine großen Beschwerden, nutze Sitzsack sehr viel. Abwechselnd auch mal Hocker und Knien auf dem Stuhl. Nach Arbeitsende den Sitzsack aber versteckt. Den er ist giftgrün und hat die Form eines Frosches. Das wirkt nicht so seriös, wie ich es sein sollte ;-) Papa holt die Kinder ab. Nachmitags Zeit zum Ausruhen: herrlich. Da bin ich fit für den Abend. In ein paar Monaten hätte ich sicher jetzt auch die Kraft Einkaufen zu gehen. Nächste Woche ist der Papa wieder auf Dienstreise. Aber dann ist es auch entspannter, weil ich jetzt schon vieles gelernt habe. Wenn dann die Dienstreisen aufhören wird es sicher noch besser.

X-ter Tag im ersten Monat:
Jo es läuft. Hab super Glück. Der Sitzsackfrosch ist immer noch meine Stütze und es gibt Tage an denen der Rücken so toll weh tut, dass es mich an "alte" Zeiten erinnert. Aber ich hab die Theorie, dass es wenig mit dem Sitzen zu tun hat. Vielleicht liegst an der doofen Matratze nachts.  Bald sind wieder drei Wochen allein zu Hause: davor hab ich etwas Angst. Aber zwei Wochen allein ohne Partner hab ich ja schon geschaft. Ein "Rehastuhl" ist auch beantragt, vom Arbeitgeber, aber ich bezweifle, ob der Antrag Erfolg hat. Alle Kollegen, denen ich bisher angedeutet habe, warum ich ein anderen Tisch oder Stuhl brauche, haben 100 % Verständnis, vor allem weil ich angeben kann, dass ich eine anerkannte Behinderung habe. Auch den grünen Frosch versteck ich jetzt nicht mehr. Es interessiert also niemanden wie ich in meinem Kämmerlein sitze. Sind ja meist auch viele junge Doktoranden, die auch gern mal die Füße auf den Tisch legen, weil es sich so bequemer arbeitet.
Höhenverstellbarer Tisch und Frosch

Arbeiten macht wieder Spaß, vor allem nach dem ich vor zwei Jahren Angst hatte, nie wieder arbeiten zu können in meinem Beruf. Zufällig ist die Stelle für mich auch noch einmalig. Also ich bin zur Zeit super glücklich, wie alles ist. Und ich bin eine ganz andere im Vergleich zu derjenigen, die den Blog hier begonnen hat ;-)

Nachtrag nach 4 Monaten:
Wenn ich in meinem kleinem Büro allein sitzen kann wie ich will ist alles bestens (dank tollem Stuh und Tisch).  Ab und zu muss ich aber mal ein Weiterbildung besuchen: also 8 Stunden sitzen, auf meist doofen Stühlen.( Ich arbeite an der Uni)  Meine Erfahrung bisher. Wenn ich dem Dozenten kurz erkläre, ich hol mir ein besseren Stuhl, bzw.  stell mich immer mal für 30 Minuten hin, oder lümmle so rum, dann stoße ich auf absolute Akzeptanz. Auch die andern (Doktoranden) akzeptieren das zu 100 %. Das ist so toll! Diversity lebe hoch!

Dienstag, 23. Mai 2017

Erste Hilfe bei schwangerschaftsassoziierter Osteoporose

Unter Frauenärzten und Orthopäden ist schwangerschaftsassoziierte Osteoporose nicht bekannt - viele haben davon nie was gehört, selbst wenn sie in großen Krankenhäusern arbeiten. Ein Radiolge muss schon genau hinschauen um auf dem MRT zu erkennen, um die Verletzungen zu erkennen.
Immer wieder taucht die Frage auf, ist die Krankheit wirklich so selten? Knochenabbau in der Schwangerschaft und Stillzeit passiert wohl bei den meisten Schwangeren und Stillenden - in einem verträgliche und reversiblen Maße. Verschiedene Leute erzählten von einer Oma die nach der Schwangerschaft viele Monate bettlägerig war oder wo man direkt Osteoporose feststellte, aber man meinte, damit müssen sie leben. Auch anderen Frauen berichteten von (weniger heftigen) Einschränkungen und Zusammenbrüchen nach der Geburt. 

Wer schwanger ist oder stillt und nun Angst um seine Knochen hat, oder die Krankheit kürzlich diagnostiziert bekommen hat und 1000 Fragen dazu hat, kann ein paar Sachen beachten, die nicht schädlich sind und keinen Arzt oder Medikamente benötigen, und weitere Wirbelbrüche vermeiden, das nenne ich die Erste Hilfe: 

Dazu gehört rückengerechtes Verhalten, den Rücken nie krümmen, alles mit geradem Rücken machen, beim Bücken in die Knie gehen. Mit dem geraden Rücken trainiert man Rückenmuskeln. Achtung: die Knie könnten leiden! Drehbewegungen mit dem Oberkörper ebenfalls meiden. Ausruhen im Liegen, wenn es geht, wenig sitzen aber langsam anfangen sich zu bewegen - nicht bettlägrig bleiben. Beim Aufstehen aus dem Bett erst auf die Seite drehen und viel mit den Armen stützen.
Beim Husten und Niesen sich am besten vorn mit den Oberkörper abstützen z.B. auf einen Tisch und alle Muskeln anspannen.
Damit die Bandscheiben gut versorgt werden Rücken beispielsweise im Vierfüssstilltnd leicht krümmen und wieder in Holzkreuz gehen (ohne Schmerzen zu verursachen). Spazieren gehen so lange man es kann, kurz Sonnen in der Mittagszeit (ohne Sonnenbrand und ohne Sonnencreme) und auf die Ernährung achten (viel Kalzium wenig Phosphate).
Ich hab auch von einem Test gehört, den man machen kann, um zu prüfen, ob was nicht stimmt mit den Knochen: Man stellt sich auf die Zehen und lässt sich dann so spontan wie möglich auf die Hacken fallen. Wenn es dann im Rücken weh tut, ist es blöd. 
Ach ja, und frau kann natürlich jederzeit ihre Körperhöhe messen, wenn es da zu einer Schrumpfung kommt, dann ist klar, dass etwas mit den Knochen nicht stimmt.
Die Einnahme von Nährstoffen ist nach der Diagnose der SAO wichtig, aber gehört hier meiner Meinung nach nicht her, da man dazu einige Defizite feststellen sollte und andere Krankheiten ausschließen muss.

Donnerstag, 11. Mai 2017

Es war einmal: Osteoporose!

Knochendichtemessergebnis nach zwei Jahren schwangerschaftsassoziierter Osteoporose
"Es war einmal vor nicht zu langer Zeit, da hatte ich Osteoporose" muss ich jetzt sagen. Die neusten Knochendichte Messung nach zwei Jahren hat exzellente Ergebnisse gebracht: von -3,6 auf -1,5. Also nun "nur noch" Osteopenie. Das heißt meine Knochen sind um fasst 100 Jahre besser geworden (wenn man die Wert extrapoliert). Riesen Grund zur Freude. Das hätte ich nie gedacht und kann nicht nur von dem Medikament kommen. Der Hersteller gibt an, dass die Knochen sich nur um wenige Prozent verbessern (ca. 10 %). Egal wovon man die  Prozentwerte berechnet, hier ist noch was anderes passiert. Aber was??? Dazu gibt es ja auch keine Erklärung.
Als ich vor zwei Jahren ein paar Telefonnumern von anderen betroffenen Frauen erhielt und mit ihnen telefonierte, war dies erst Mal nicht aufbauend, weil es diesen Frauen oft schlechter ging, ich dachte dann: Ohh, wird das auch auf mich zukommen? Auch wenn einige bessere Knochendichtewerte hatte. Am Anfang stand nur ich im Zentrum und ich hab vor Schmerzen niemand anderes gesehen. Ich sah damals einen Film, da viel mir nur auf, oh die können alle laufen, sitzen und springen - ich nicht. Nach der Diagnose schaute ich mich auch um, welche Krankheiten haben Freunde, Bekannte und Vewandte. Auch der Blick auf die Kriegsflüchtlinge mit schweren Verletzungen hat mir gezeigt, was Menschen an Schmerzen so aushalten. Und letztendlich gab es auch Mut von Frauen, den es besser ging, oder die zuversichtlich in die Welt schauten. Solch ein Vorbild kann ich nun anderen noch mehr sein.

Nachtrag: Nach zwei Jahren bekomme ich jetzt auch das zweite MRT ... Auswertung folgt.

Donnerstag, 16. Februar 2017

Do-it-yourself-Psychotherapie



Pechvogel mit Krücken
In der Kommunikation mit anderen Betroffenen merk ich schnell, das viele psychisch angeschlagen sind und auch noch viele Monate nach der Diagnose Ängste haben. Das kann ich absolut nachvollziehen. Auch ich hatte Ängste.
Die Geburt und die Woche danach mit 3 Stunden Schlaf täglich, das war für mich schon der Grund für viele Ängste ... Ängste bis hin zum Untergang der Zivilisation. Berichte über Kriege im Fernsehen (Ukraine) oder Demonstrationen in Dresden (Pegida) gingen gar nicht. Ich hatte gern mal Tatort gesehen, nun bereute ich es, das ich es überhaupt gesehen hätte, weil irgendwie all der Grusel in meinem Kopf sich gespeichert hatte und nun beim kleinsten Anlass rauskam. Ganz vorbei ist es nicht. Tatort möchte ich immer noch nicht schauen.
Es war nicht die erste dunkle Episode meines Lebens, da gab es schon drei weiter: Allein sein in einer neuen Schule; Liebeskummer in der Abizeit und allein in einer neuen Stadt beim ersten Job. Mir erzählte eine Hebamme, wenn man mal Depressionen gehabt hatte, dann kommen die schnell wieder, ich wurde also schon so vor den üblichen Nachgeburtsdepressionen gewarnt. Und mit der schwangerschaftsassoziierten Osteoporose hatte ich allen Grund für eine Depression - so meinte es mal ein Freund.
Ängste
Aus der letzten depressiven Phase in der neuen Stadt hatte ich gelernt: verheimliche nicht, dass es dir schlecht geht. Genervt habe ich fremde Leute sowieso nie damit und ich hab mich gefreut, dass z.B. die Nachbarn auch in der akutesten Phase immer andere Gesprächsthemen hatten und sich nicht immer alles um die Krankheit drehte. Ich hab andere Menschen immer als Ablenkung gesehen und war in deren Anwesenheit daher auch immer ganz fröhlich. Das Klagen musste dann leider oft mein Partner aushalten. Er machte mich mal darauf aufmerksam, dass fast alle meine Gespräche begannen mit "Wenn ich jetzt dies und das mache, dann habe ich Angst davor, dass ..." Jetzt erwische ich mich immer noch, dass ich immer wieder klagen bzw. sinnlos meckern könnte ... manchmal kann ich mich davon abhalten, in dem ich mir sage, das bringt nichts. Mir kann niemand helfen, das muss ich schon selbst ertragen. Wenn mir jemand helfen könnte, wäre das sicher schon passiert. Ich würde zwar eine 24-stündige Hilfe für die Kinder auch gern begrüßen, das ist aber finanziell leider nicht drin.
In diesem Jahr gab es mal einen Kalenderspruch der hieß: Kein Mensch kann einem anderen Menschen das Leid abnehmen, aber er kann nur helfen es zu ertragen. Ein wohl theologisch motivierter Ausspruch, ich hab mich oft daran erinnert und mich zusammen gerissen.
Nur einmal waren wir zusammen in einer psychologischen Sprechstunde, zwar wurde mir dort empfohlen, ich sollte mir eine Verhaltenstherapheutin suchen, aber weil ich in der Zeit jemanden bräuchte um auf die Kinder aufzupassen, habe ich es nicht gemacht. Sicher hätte ich da noch einige "Werkzeuge" kennen gelernt. Ich hab also nur laienhaft an meiner psychischen Genesung gearbeitet. Bewegung, frische Luft, Freude an Kinderentwicklung und Gespräche mit Nachbarn und Freunden über andere Themen waren dabei wichtig.
Hoffnung?
Psychotherapheutisches Malen, habe ich mal kurz gleich nach der Diagnose der schwangerschaftsassoziierten Osteoporose gemacht. Drei Skizzen habe ich gezeichnet, in denen ich alle Ängste als Gespenster dargestellt habe. Einige der Ängste wurden auf dem Bild von mir entlassen: wie der Untergang der Zivilisation. Später habe ich das Bild noch mal angeschaut und weitere Ängste den Entlassungsstempel aufgedrückt: dazu gehört die Angst vor weiteren Zusammenbrüchen. Auf einem anderen Bild wollte ich Hoffnung malen, da kam aber nichts tolles dabei raus. Das dritte Bild handelt von mir, dargestellt als ein Pechvogel mit Krücken und Korsett.
Meditation ist ein weiteres Mittel. Ich brauche das hauptsächlich, um den Stress im Kopf los zubekommen, um meine Situation aus einem anderen Winkel zu sehen, um die Schmerzen anzuerkennen und vor allem, um besser schlafen zu können. Viel viel Schlaf finde ich super wichtig gegen diese dunklen Gedanken.
Es gibt ja verschiedene Arten der Meditation: Auf verschiedene Dinge konzentrieren: Atmung, Körperteile, Gedanken nur als Produkt des Kopfes beobachten, das "Jetzt" erfassen, einem Geräusch in die Stille nach lauschen, bemerken wie sich Emotionen anfühlen. Gut fand ich auch eine Meditation, bei der man erstmal akzeptiert, dass jetzt einfach nicht toll ist, sich aber danach dann alles mögliche für die Zukunft wünscht. Vielleicht änlich wie sich was fest wünschen oder beten.
Am effektivsten zur sofortigen Ängstebewältigung war auch der "Computer". Ich hab viel gesurft und wenn es dabei nicht um die Krankheit ging, hat mich das gut abgelenkt. Ein Tablet ist da super dafür geeignet, wenn die Babys daneben schlafen. Wenn sie jetzt munter sind, reisen sie mir das Ding aus Neugier ja aus den Händen. Ich hab Programme immer interessant gefunden und habe viele Apps ausprobiert und z.B. auch Spiele gespielt. Das ist zwar alles unproduktiv, aber war gut fürs Hirn. Auf Bücher hatte ich lange keine Lust, das kommt jetzt aber und Filme waren wegen den Kindern auch nicht immer so einfach anzuschauen.
Noch eine Hilfe gegen dunkle Gedanken kommt zu dieser Jahreszeit gerade wieder: die Sonne.
Ich wünsch allen mit betroffenen Mut und Zuverasicht. Bzw. auch die Kraft anzierkennen, dass es nicht mehr so wird wie vorher, aber trotzdem vielleicht alles wieder schön wird.

Dienstag, 7. Februar 2017

Arbeit, Gesundheit und Bürokratie

Heute war wieder ein Termin bei der Arbeitsagentur. Als ich mich arbeitslos gemeldet habe, habe ich angekreuzt, dass ich gesundheitliche Einschränkungen habe. Daraufhin bekamm ich den sogenannten Gesundheitsfragebogen. Hätte ich ihn nicht ausgefüllt, hätte ich persönlich mich beim ärztlichen Dienst vorstellen müssen. Erst wenn ich das nicht gemacht hätte,  wäre wohl die Auszahlung des Arbeitslosengeld problematisch.

Den Gesundheitsfragebogen habe ich aber ausgefüllt und alle möglichen ärztlichen Nachweise beigefügt. Ich hab angegeben, dass ich am Tag nicht länger als eine Stunde sitzen oder stehen kann und nicht schwer (mehr als 5 Kg) heben kann. Den Fragebogen bekommt man extra zugeschickt. Darin hat der Ausfüller auch die Möglichkeit, bestimmte Ärzte von ihrer Schweigepflicht zu befreien, so dass der ärztliche Dienst dann diese noch mal konsultiert. Es kommt wohl oft vor, dass man sich persönlich vorstellen muss. Ich hatte dazu auch eine Einladung, aber die wurde kurzfristig abgesagt und der ärztliche Dienst hat per Aktenlage entschieden. Mit dem Ergebnisse: bin vollschichtig leistungsfähig (also mind. 6 Stunden) für leichte bis mittelschwere Arbeiten. Arbeitshaltung überwiegend stehend, sitzend, gehend. Auszuschließen sind Zwangshaltungen der Wirbelsäule, häufiges Bücken, Heben, Tragen ohne Hilfsmittel. Einseitige Körperhaltung ohne Gelegenheit zum Ausgleich. Kein Klettern, Steigen auf Leitern und Gerüsten.

Das mit den 6-8 Stunden Arbeitszeit ist Quatsch! Aber ich hab keine Lust, da jetzt in Widerspruch zu gehen, da ich nicht wüste, was für Vorteile das bringen soll. Es ist ja auch kein wirklicher rechtlicher Beschluss, es ist nur ein Gutachen. Ich kann mir den Extremfall vorstellen: ich muss acht Stunden einen Bürojob sitzend machen, dann hätte ich so starke Rückenschmerzen nach einer Woche, dass ich krank wäre. Oder ich würde mir dann einfach ein Sofa ins Büro stellen und auf Verständnis des Arbeitgebers und der Kollegen hoffen. Aber so weit bin ich ja noch lange nicht.

Der Vorteil davon, dass ich vollschichtig einsetzbar bin: Es gibt keine Kürzung des ALG I Geldes. Nachteil: Die Aussichten auf Erwerbsminderung bzw. Schwerbehinderung sinken gegen Null.

Rehamaßnahmen gibt es noch keine, könnte aber bezahlt werden bei Einstellung, aber auch nur ergonomischer Arbeitsplatz, keine Kur. Auch eine Umschulung für zwei Jahre würde wohl bezahlt werden. Ich hab kurz nachgedacht: Umschulung bedeutet mind. sechs Stunden Schulzeit in einer Schule sitzen: Nein, das schaff ich nicht. Fernstudium wird nicht bezahlt.

Also weiter bewerben. Jetzt werde ich intern weitergeleitet an die Integrationsstelle in der Arbeitsagentur. Dort behandelt man die besonders "förderungsfähigen" Fälle. Außerdem hab ich nun die Möglichkeit, dass die Arbeitsagentur Probearbeitszeiten für mich versichert und Einarbeitungszeiten mit Lohnzuschuss befördert. Das bringt mir aber nicht so viel, weil ich einem potentiellen Arbeitgeber ja nicht unter die Nase reibe, dass ich förderungsfähig bin.

Nebenbei bewerbe ich mich normal weiter. Stellenangebote für acht Stunden ignoriere ich erstmal nicht. Aber am Ende eines theoretisch erfolgreichen Vorstellungsgespräch würde ich noch Mal Klartext reden.


Update März 2017: Erster Termin mit der Integrationsberaterin. Sie hatte mehr als eine Stunde Zeit, sich mit mir über eine berufliche Neuorientierung zu unterhalten. Jeder Mitarbeiter dort im Team hat nur acht "Fälle". Da war die Mitarbeiterin hochmotiviert und auch motivierend. Sie hat es verstanden, dass ich nicht acht Stunden anstrebe. Sie hatte auch noch einen Tipp für eine spezielle Arbeitsstelle, die für meinen Rücken auch gut wäre. Eine Weiterbildungsstelle, die auch auf Reha eingestellt sind und z.B. tolle Ruheräume hätten. Jetzt schreib ich schon wieder neue Bewerbungen.Es gibt jetzt bei der Arbeitsagentur auch viele Online-Lernangebote, die von externen Anbietern profesionell hergestellt wurden. Wer ein Benutzerkonto hat, kann sie kostenlos nutzen, wie beispielsweise Englischkurse, Tastaturtraining oder kulturelle Kompetenzkurse. Das kommt mir sehr gelegen, so hab ich keine Probleme in irgendwelchen Übungseminaren stundenlang zu sitzen.

Update Ende April 2017: Das nächste Vorstellungsgespräch steht an. Diesmal an der Universität. Dort gibt es eine Behindertenbeauftragte, die mich vorher schon mal beraten hat. Ich hab im Bewerbungsschreiben nichts von meiner körperlichen Einschränkung geschrieben, weil ich z.B. keinen Bescheid über den Grad meiner Behinderung habe. Die Beraterin hat mir nun folgendes empfohlen. Ich sollte im Vorstellungsgespräch - gegen Ende - erwähnen, dass ich nicht acht Stunden sitzen kann. Die Betonung soll auf sitzen sein, da der mögliche Arbeitgeber sonst eventuell davon ausgehen könnte, dass ich eine psychische Krankheit habe, wofür leider noch weniger Verständnis herscht als für Rückenprobleme. Weniger zu arbeiten als acht Stunden ist laut Stellenanzeige allein schon wegen Familie möglich.
Die Beraterin empfahl mir sogar sehr, das überhaupt zu erwähnen, weil mir sonst der Arbeitgeber nachträglich arglistige Täuschung vorwerfen könnte. Hätte ich eine Einschränkung, die nicht viel mehr Einschränkung bedeutet, als das Rauchbedürfnis von rauchenden Arbeitnehmern, die ab und zu eine Raucherpause einlegen, könnte ich es ganz verheimlichen. Da jedoch das längere Sitzen zum Arbeitsleben an der Uni gehört, muss ich es erwähnen. Die Beraterin sah große Probleme von einem Wunsch nach Homeoffice zu reden (obwohl so etwas üblich ist an Unis), da dann offiziell ein eigenes Bürozimmer notwendig wäre und irgendjemand diesen Homeofficearbeitsplatz begehen müsste. Außerdem hat sie gewarnt, dass der Arbeitgeber eventuell sorgen hat, wer das besondere Mobilar (Stehpult, besonderer Stuhl) bezahlt. (Was mir vollkommen egal ist, wenn die Arbeit gut ist, geb ich auch mal einen Monatslohn fürs Mobbilar aus). Ich habe auch das Liegen erwähnt: davoon hielt sie nicht viel ... na toll. Aber vermutlich spiegeln sich in ihrer Meinung die Erfahrungen mit den Arbeitgebern. Daraus schließe ich wieder, dass die Kreativität bei der Integration von behinderten Menschen eher nicht so hoch ist.

Update Mai 2017: Unglaublich, letzte Woche Vorstellungsgespräch, diese Woche Zusage. Ich hatte einen Vortrag zu meiner Arbeitsweise vorbereitet, aber sehr viel Vorbereitung hatte ich auch darin investiert, wie ich darauf hinweise, dass ich nicht sitzen möchte. Viele Menschen haben mich dabei beraten und rausgekommen sind ein paar wohl überlegte Sätze:

"Ich möchte aus gesundheitlichen Gründen zur Zeit nicht acht Stunden sitzen. Das heißt, ich richte mir meinen Arbeitsplatz mit rückengerechten Mobilar aus und ich kenne dazu auch schon die Finanzierungsmöglichkeiten." 

Hintergrund:
"ich möchte" statt "ich kann nicht" oder "Probleme beim Sitzen". Das soll aktiver und selbstbestimmter sein und nicht Probleme in den Vordergrund stellen. Vermittelt: eine Frau, die weiß was sie will.
"gesundheitlichen Gründen" statt "Krankheit", "ärztliche Diagnose" o.ä. weil letzteres nach Krankheit klingt und .
"zur Zeit": das klingt nach vergänglich, was es ja auch ist.
"acht Stunden": Sagt nichts aus, wie lange ich denn nun sitzen kann. Deutet aber auch darauf hin, dass eine Teilzeitstelle günstig wäre.
"ich richte ein/ich kenne": Damit der Arbeitgeber sich keine Gedanken machen muß. Zeigt dass ich aktiv bin.
"rückengerecht": Ein Schlagwort das eigentlich alle Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich heutzutage zu Herzen nehmen sollten. Zeigt, ich bin modern.
"Mobliar": Verdeutlicht, dass es eigentlich eine Sache des Mobilars und also mit handfesten Sachen zu meistern ist und auch vermittelt, dass ich mir Gedanken um die Arbeitsweise mache.
"Finanzierungsmöglichkeiten": Schlagwort im Geschäftsleben. Arbeitgeber muss sich auch keine Gedanken um Geld machen.
Nach diesem Satz habe ich sofort auf etwas positves in der Arbeitsweise gelenkt, dass z.B. die Pflicht zwischen mehreren Standorten (mit dem Fahrrad) hin- und herzufahren und dort jeweils verfügbar zu sein wunderbare Abwechslung sind, genau so wie die Lehre (wobei man stehen kann).

Dienstag, 31. Januar 2017

Mama trägt nicht, Kinder laufen nicht ... und nun?

Das typische Bild: Mama mit Kind(ern) im Arm gibt es bei mir nicht. Die Kinder wissen, dass ich sie so gut wie nie trage und bitten mich höchst selten darum. Beim Papa oder anderen vertrauten Menschen sieht das schon ganz anders aus und so müssen diese dann beide Zwillinge tragen - das ist aber auch dem starken Papa irgendwann zu schwer. Die Einschränkung wegen meinem Rücken ist also hier nicht wirklich so groß.
Wenn mich die Kinder aber bitten hochgenommen zu werden, weil sie es gerade ganz schwer im Leben haben, dann setz ich mich einfach, egal wo wir sind nach unten. Ich trage mit den Kindern sowieso robuste einfache Hosen und wasche lieber als, als dass ich Rückenprobleme bekomme. Ich heb die Kinder nur, wenn es technisch nicht anders geht, oder das Leid zu groß. Ich würde allein jedoch immer noch nicht mehr als 200 Meter laufen ohne Kinderwagen, wenn doch, dann hab ich große Angst, beide tragen zu müssen.
In die Kindergrippe müssen sie unbedingt einige Meter laufen, das ist nicht immer leicht. Am Anfang zog ich die Kinder dann ab und zu an ihrer Hand, wenn sie absolut nicht laufen wollten, das tat ihnen weh ... aber beide zu tragen tat mir wirklich mehrere Tage verdammt weh. Das war leider keine schöne Sache, glücklicherweise Laufen die Kinder jetzt doch meist selber.
Ich hoffe der psychische Schaden bei den Kindern des Nichtgetragenwerden ist nicht so hoch. Jetzt versuche ich diesen möglichen Schaden noch etwas auszubaden, denn in letzter Zeit gab es viele Tage die schmerzfrei sind, dann hab ich die Kinder bewusst oft hoch (sie wollen dann aber meist runter).

Das Lauftraining mit meinen Zwillingen habe ich anfangs nur auf großen Spielplätzen mit Zaun gemacht, wo sie nicht weglaufen können, sonst müsste ich im Notfall wieder beide tragen. Ich lebe also noch ein wenig "eingesperrt" in Spielplätzen/Hinterhof und "angekettet" an Kinderwagen oder Zweitbetreuer. Das ist aber nicht so schlimm, ich vertraue einfach der Zeit, irgendwann werd ich dann mal allein mit beiden ohne Angst um den Block laufen können.
In die Hochstühle, Autositze und sonst überalle hin klettern sie auch meist alleine. Auch wenn das nicht ganz ungefährlich ist. Zur Zeit trainiere ich noch den Einstieg in den Kinderfahradanhänger - das klappt aber oft nicht. Zum Windelwechseln oder Händewaschen klettern sie mit Hilfe eines Hockers und Stuhls hoch - wenn sie es wollen! Wenn nicht muß ich kurz heben. Kurzes Heben eines Kindes ist mit geradem Rücken aber ok.

Seit dem sie kleine Anweisungen verstehen, teste ich gern, ob sie mir z.B. einen Gegenstand der unten auf dem Fußboden liegt, hoch geben können. Meist machen sie das mit Freude.


Rückenschonend zwei Gitterbetten als Beistellbettchen anordnen.
Die Kinder brauchen unbedingt ein Gitterbett, weil sie sich nachts oft stark umherwälzen. Ein Kind über ein Gitterbett rein und raus zu tragen und evtentuell beim Einschlafen sich über das Gitterbett zu beugen ist aber der absolute Rückenhorro. Daher hatte ich eine andere Idee für die Kinderbettenkonstruktion entwickelt. Wir haben an zwei normale Gitterbetten die kurzen Seitenwände herausgenommen und sie an dass Erwachsenbett gestellt. Dies ist besser als zwei Beistellbettchen, da so der Ausgang kleiner ist und die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass sie beim Umherwälzen im Bett bleiben. Die Kinderbettchen sind noch etwas tiefer als das Elternbett, so dass sie schon etwas anstrengen müssen, um herauszukommen. So können sie allein raus und es ist relativ einfach, sie aus dem großen Bett (wo vor dem Einschlafen Bücher angeschaut werden) in ihre Bettchen zu heben.