Ich musste zweimal täglich für drei Stunden sitzen. Da mein Lebensgefährte auch noch auf Dienstreise war, war es extra schwer zu Beginn:
1. Tag: Hilfe, Aua schaff ich das wirklich? Antrag auf einen höhenverstellbaren Steh-Sitz-Tisch bei der Arbeitsagentur eingereicht. Auch das abwechselnde Sitzen auf dem Swober bringt nichts. Das ist ein Sitz, den mir mein Arbeitgeber zur Verfügung gestellt hat. Der Sitz schwingt in alle Richtungen auch kann man so hüpfen wie auf einem Sitzball. Abends geheult, weil der Rücken so weh tut. Träume von einer Liege fürs Büro. Bürostühle mit Liegefunktion gibt es auch, sind aber natürlich teuer und das Richtige hab ich auch nicht gefunden.
2. Tag: Bekomme erst nächste Woche Laptop kann also das nicht höhenverstellbare Stehpult, was mir auch mein Arbeitgeber zur Verfügung gestellt hat, nicht nutzen. Zur Mitagszeit mit Kollegin ein längeren Spaziergang gemacht, da auch sie weiß, dass dies gut für die Gesunheit ist. Meine Vorgesetzte hält auch viel von Bewegung. Opa hat die Kinder abgeholt. Das war eine Erleichterung. Nachmitags konnte ich mich hinlegen. Aber Kinder sind kränklich und wenn es nicht meine erste Arbeitswoche geweseen wäre, hätte ich sie nicht abgegeben. Blöde Situation.
3. Tag: Hab an meinem Stuhl alle Einstellungen überprüft. Und hab die Idee für eine fast-Liegeposition mit Hilfe eines Sitzsacks. Tagsüber auch mal für fünf Minuten auf den Boden hingelegt, weil es so weh tat. Zu Hause allein mit etwas kränklichen Kinder. Das war wieder nicht leicht. Froh früh in Bett zu kommen. Aber der Rücken tut nicht so extrem weh wie am ersten Tag.
4. Tag: Sitzsack ausprobiert. Mithilfe eines Hockers konnt ich fast Liegen: Scheint zu funktionieren. Es darf nur keiner zur Tür hereinkommen. Aber alle sind gerade im Urlaub. Opa hat die Kinder abgeholt und mein Lebensgefährte war auch wieder da. Erleichterung ich kann mich Nachmitags mal hinlegen.
5. Tag: Keine großen Beschwerden, nutze Sitzsack sehr viel. Abwechselnd auch mal Hocker und Knien auf dem Stuhl. Nach Arbeitsende den Sitzsack aber versteckt. Den er ist giftgrün und hat die Form eines Frosches. Das wirkt nicht so seriös, wie ich es sein sollte ;-) Papa holt die Kinder ab. Nachmitags Zeit zum Ausruhen: herrlich. Da bin ich fit für den Abend. In ein paar Monaten hätte ich sicher jetzt auch die Kraft Einkaufen zu gehen. Nächste Woche ist der Papa wieder auf Dienstreise. Aber dann ist es auch entspannter, weil ich jetzt schon vieles gelernt habe. Wenn dann die Dienstreisen aufhören wird es sicher noch besser.
X-ter Tag im ersten Monat:
Jo es läuft. Hab super Glück. Der Sitzsackfrosch ist immer noch meine Stütze und es gibt Tage an denen der Rücken so toll weh tut, dass es mich an "alte" Zeiten erinnert. Aber ich hab die Theorie, dass es wenig mit dem Sitzen zu tun hat. Vielleicht liegst an der doofen Matratze nachts. Bald sind wieder drei Wochen allein zu Hause: davor hab ich etwas Angst. Aber zwei Wochen allein ohne Partner hab ich ja schon geschaft. Ein "Rehastuhl" ist auch beantragt, vom Arbeitgeber, aber ich bezweifle, ob der Antrag Erfolg hat. Alle Kollegen, denen ich bisher angedeutet habe, warum ich ein anderen Tisch oder Stuhl brauche, haben 100 % Verständnis, vor allem weil ich angeben kann, dass ich eine anerkannte Behinderung habe. Auch den grünen Frosch versteck ich jetzt nicht mehr. Es interessiert also niemanden wie ich in meinem Kämmerlein sitze. Sind ja meist auch viele junge Doktoranden, die auch gern mal die Füße auf den Tisch legen, weil es sich so bequemer arbeitet.
Höhenverstellbarer Tisch und Frosch |
Arbeiten macht wieder Spaß, vor allem nach dem ich vor zwei Jahren Angst hatte, nie wieder arbeiten zu können in meinem Beruf. Zufällig ist die Stelle für mich auch noch einmalig. Also ich bin zur Zeit super glücklich, wie alles ist. Und ich bin eine ganz andere im Vergleich zu derjenigen, die den Blog hier begonnen hat ;-)
Nachtrag nach 4 Monaten:
Wenn ich in meinem kleinem Büro allein sitzen kann wie ich will ist alles bestens (dank tollem Stuh und Tisch). Ab und zu muss ich aber mal ein Weiterbildung besuchen: also 8 Stunden sitzen, auf meist doofen Stühlen.( Ich arbeite an der Uni) Meine Erfahrung bisher. Wenn ich dem Dozenten kurz erkläre, ich hol mir ein besseren Stuhl, bzw. stell mich immer mal für 30 Minuten hin, oder lümmle so rum, dann stoße ich auf absolute Akzeptanz. Auch die andern (Doktoranden) akzeptieren das zu 100 %. Das ist so toll! Diversity lebe hoch!