Dienstag, 24. November 2015

Sportliche Erfolge

Meine ersten sportlichen Leistungen nach der Diagnose schwangerschaftsassoziierte Osteoporose lagen anfangs im Gehen. Es waren nur wenige hundert Meter für die ich eine halbe Stunde brauchte, danach musste ich mich wieder für mindestens eine Stunde hinlegen. Die Babys waren von Anderen betreut. In meiner Nähe gab es einen kleinen Park am Fluss. Es gibt dort nur einen Weg aber denn bin ich nach und nach immer wieder gelaufen. Bis ich komplett durch den Park kam. Dann schaffte ich die Strecke zweimal. Bald konnten andere Personen neben mir laufen, weil ich nicht mehr so langsam war. Irgendwann war ich stolz, dass ich den Kinderwagen schieben konnte. Das hatte anfangs noch richtig weh getan. Da es hier bergig ist, waren ein paar Monate eigentlich nur dieser Park möglich. Irgendwann schaffte ich es auf den Berg mit einem Schwimmbad und ab da guckte der Großvater fast neidisch, weil ich fitter war als er.
Das die Gravitation für den Knochenaufbau wichtig ist, hat man herausgefunden, als man feststellte, dass die superfitten Astronauten nach Weltraumaufenthalten sich sehr schnell Knochen gebrochen haben. Man hat dann ermittelt, dass Joggen die beste Vorbeugung ist. Da man mit starker Osteoporose aber nicht joggen kann, sind die langen Spazierengehen der Ersatz. Wer lange bettlägrig ist, der bekommt ebenfalls leicht eine Osteoporose.
Mit dem Auto ins Grüne fahren, ging zuerst auch nicht, da die Ruckelei so weh tat. Wir haben einen kleinen Garten. Auf der Anfahrt sind 30 Meter sehr hucklig. Als das Autofahren auf Asphalt wieder ging, musste ich mich auf den 30 Metern Holperei überall am Auto abstützen. Dann wurde das weniger, ich merkte es aber noch. Irgendwann war der Tag, als ich gar nicht mehr darauf achtete.
Im nahegelegenen Elbsandsteingebirge konnte ich schon im Mai - mit vielen langen Pausen auf die höchsten Gipfel wandern. Es gab nur ab und zu doofe Kommentare von anderen Leuten über meine Krückenersatz die Nordic-Walking-Stöcke; Idioten!
Im heißen August konnte ich nicht nur die Schwimmbäder sondern sogar die Elbe mit ihrer sehr starken Strömung durchschwimmen. Etwas Angst hatte ich jedoch.
Zwar ist Rückenschwimmen ganz toll, aber leider kann man das nur selten machen in überfüllten Schwimmbädern, außerdem war mir am Anfang noch ganz schön bang zu schwimmen, ich dachte, wenn ich hier wieder so einen Krampf bekomme, dann geh ich unter.
Dann hatte ich mit Yoga angefangen, wo ich ebenfalls wöchentlich Verbesserungen feststellte. Das kann man auch super neben den Babys machen, wenn sie schlafen oder zufrieden spielen. Sogar aufs Trampolin traute ich mich. Ich nahm die Babys dort mit drauf, als es sonst zu schmutzig im Gras wurde für sie. Da konnte ich ein paar Physiotherapieübungen machen mit sanften Schwingungen.
Im September startete ich mit dem Fahrradanhänger mit Babys, insgesamt sind das wohl mehr als 40 Kilogramm. Das war ein Meilenstein, da ich dadurch flexibler und weiter mobiler wurde, ich fühle mich nicht mehr so an zu Hause gefesselt. Ich konnte sogar auf die umliegenden Berge fahren. Für den Rücken tut Radfahren nicht weh. Für den Knochenaufbau sind wohl nicht nur die Belastungen (also die Gravitation) wichtig, sondern auch alle Muskelbewegungen und damit die Durchblutung.
Erst spät hatte ich mir einen Rückbildungskurs zugetraut. Der Beckenboden und die Bauchmuskeln sind auch wichtig für den Rücken. Ich konnte da in der ersten Sitzung nicht alle Übungen mit machen, merkte aber wöchentlich Verbesserungen - am Ende war ich bis auf wenige Übungen so fit wie die anderen Damen.

Ich wünsche mir langfristig mal rennen zu können, ob ich es vor meinen Kindern schaffe?
Vielleicht wäre auch klettern gut - Abseilen hab ich schon getestet: schmerzfrei. Skilanglauf soll gut sein, dazu muss natürlich Schnee liegen - auf Abwärtsstrecken würde ich abschnallen und lieber durch den Schnee stapfen. Regemlässiges Schwimmen müsste ich noch organisieren, dass kann ich nicht mit Babys machen.
Im Oktober hatte ich insgesamt nicht viel Sport machen können, da ich mich nur auf meinen Vortrag vorbereitet hatte. Da hab ich deutlich Verschlechterungen gemerkt.

Test weiterer Bewegungen

Treppensteigen: Kurz nach der Diagnose ging das nicht, aber das dauerte nur wenige Wochen, dann war es wieder möglich.

Nachtrag Februar 2017:

Langlaufen fahren: Null Probleme, bin sogar "waghalsige" Abfahrt gefahren (super langsam im Schneepflug)
Schlittenfahren:  Nee, das will ich noch nicht. Fand ich als Kind schon doof, wenn es ganz schnell war und man dann mit dem Steiß auf den Boden plumpste.
Joggen: Mach ich nur auf diesen besonderen Knieschonenden Laufgeräten im Fitnessstudio. Ein kurzer Sprint (z.B. hinter einem davonlaufen dem Kind) ist aber kein Problem.
Bouldern: Leider hat das zu mächtigen Schmerzen geführt, vermutlich, weil man da abwechselnd hängt und dann doch auch mal etwas abspringen muß.
Klettern mit Seil: kein Problem, schon seit mind. Einem Jahr.
Wandern: Ein Tag völlig problemlos. Mehrere Tage hintereinander (auch ohne Rucksack) führte zu starken Schmerzen.
Pillates: Super
Geräte im Fitnessstudio: ab und zu richtig schreckliche Schmerzen, wochenlang. Besser ist da nicht an Leistungsgrenze zu gehen.
Fahrradfahren bei Schnee und Eis: etwas gruslig aber mit breiten Reifen und langsam OK.
Aquafittness: kein Problem 
Tanzen: war schon mind. 1 Jahr nach der Diagnose kein Problem und sehr wohltuend. 

Leichteren Trekking-Rucksack tragen: Für kurze Zeit (1 Stunde) geht das, wenn die Last mehr auf den Hüftgurten liegt. Mehrere Stunden traue ich mir nicht zu
Paddeln: Ich denke Paddeln wäre immer noch nichts, weil man da so komisch sitzt.

Nachtrag Oktober 2017:

Paddeln: Wir waren paddeln für ca. vier Stunden. Alles ging gut, die Sitze waren aber auch relativ modern und gut. Für den Rücken auf jedenfall eine gutes Training. Nur das Umtragen des Bootes kann ich nicht allein, weil ich noch nicht wußte wie man das rückengercht macht.
Joggen auf Gerät: Fünf Kilometer in einer halben Stunde sind kein Problem, hätte ich mehr Lust wären 10 Kilometer auch kein Problem. Im nächsten Jahr werd ich das Joggen dann auf die Straße und Waldwege verlegen.
Gartenarbeit: Rasenmähen, Sträucherschneiden, auf Boden arbeiten alles kein Problem mehr in diesem Jahr.
Schwere Lasten transportieren: Kurzfristig kann ich rückengerecht wieder sehr schwere Sachen transportieren, z.B. Sperrmüll ins Auto und auch wieder hinein in einen Kontainer auf den Wertstoffhof. Mit der richtigen Körperhaltung kann ich auch schwere Möbelstücke herumrücken. Darüberhinaus gibt es technische Hilfen und andere menschliche Helferinnen und Helfer.
Abfahrtski, Inlineskating und Schlittschuhfahren: Wenn ich das langsam und vorsichtig machen könnte, würde ich es mir langsam zutrauen. 
Ball- und Kontaksportarten: Mag ich zwar nicht, aber das wäre vorsichtig ausgeübt sicher kein Problem.

Bundgeespringen: Na, diese Sportart werd ich wohl nie machen, gewerbliche Anbieter verbieten aber auch das Springen für Personen mit Wirbelsäulenproblemen. Naja, das find ich jetzt eher nicht so schlimm :-)

Donnerstag, 19. November 2015

Exo-Skelett

Von meiner Orthopädin hatte ich ein Rezept für ein Korsett erhalten. Beim Eintretten ins Fachgeschäft wusste der Angestellte allein von meinem Gang her, dass ich die Frau mit der schwangerschaftsassoziierten Osteoporose bin (er wußte aber auch dass ich komme). Ich hab mich super angestrengt, aufrecht zu gehen, weil sonst wieder ein Zusammensturz passiert wäre. Das Korsett sollte mir helfen. Als mir der Orthopädietechniker es anlegte und die Schrauben und Schienen einstellte, wurde mir noch Mal richtig mulmig, weil es mir zeigte, was für eine böse Verletzung da in mir drin ist. Ich sollte es (nur) zwei Wochen ganztägig tragen (bis auf Schlafen), andere Leute die sich durch Unfälle die Wirbel brechen müssen das oft länger tragen. Zwei Wochen kamen mir jedoch wie eine Ewigkeit vor. Und ich verzweifelte am ersten Tag, weil ich Angst hatte, in dem Korsett ein Muskelkrampf oder Zusammenbruch zu bekommen und dann absolut hilflos gefangen zu sein. Das passierte aber nicht.
Später trug ich es nur bei längeren Wanderungen und war damit sogar auf einer sehr hohen Aussicht. Das man damit auffällt, störte mich damals gar nicht, ich fand es sogar witzig: die Leute kuckten, kleine Kinder fragten und Eltern erklärten "die Frau hat Rückenschmerzen". Mit einer dicken Jacke hätte aber niemand was gesehen.
Und bald konnte ich auch mit meinen kleinen Neffen darüber Spaß machen: Ich war dann ein Cyborg aus dem Star-Wars-Film und sie die kleinen Yedi-Ritter. Jetzt trag ich es noch ein zwei Mal im Monat für ein paar Minuten, wenn ich das Gefühl habe ich laufe krumm oder habe wieder 100 Blockierugnen.
Nachtrag 1: Ein Jahr später hab ich es nur noch für harte Gartenarbeit (Acker umgraben und Unkraut pflücken) genutzt.
Nachtrag 2: Zwei Jahre später liegt das Korsett immer noch im Garten und hat Farbspuren und Kratzer von mehreren Einsätzen im Garten. Eine Schraube fehlt auch schon, weshalb es eigentlich gar nicht mehr nutzbar ist. 

Freitag, 13. November 2015

Bahnfahren und Prüfung

Es ist geschafft, ein halbes Jahr ist rum. Es gab jetzt kein weiteres MRT und keine Knochendichtemessung, ob das so richtig ist, weiß ich nicht. Viel sagen konnten mir weder Orthopäde noch Osteoporosearzt.
Mittlerweile hab ich die erste lange Reise hinter mir mit 10-12 Stunden Bahnfahren. Das hab ich mir nicht ganz freiwillig ausgesucht, ich musste jedoch einen wichtigen Vortrag für den Abschluss meines Studiums halten, ich hab bestanden und konnte auch die zwei Stunden stehen. Die Prüfer wunderten sich nur kurz, dass ich so gar nicht sitzen wollte, aber im Stehen wirkt man vielleicht auch selbstbewusster oder kommunikativer.
Das Bahnfahren ist eigentlich nicht sehr günstig gewesen. Ich habe mir bewusst einen etwas langsameren IC ausgesucht und bin zu einer Zeit gefahren, an dem er nicht so voll war. Der Vorteil im IC im Vergleich zum ICE ist, dass es dort 3er Plätze gibt, auf denen man liegen kann. Auf den 2er-Sitzen ging es dann auch, als der Zug etwas voller wurde. Jedoch wurde ich auch mal unfreundlich gebeten Platz zu machen. Das liegt wohl daran, dass man liegend doch eher sehr lässig aussieht. Auch in der Regionalbahn habe ich liegen können, im Fahrradabteil auf den Klappsitzen. Eine Wiederholung der Fahrt muss jedoch nicht sein. Liegewagen oder Flugzeug wären wohl denkbare Alternativen gewesen. Auch das Tragen des wenigen Gepäcks mit Rucksacks ein paar hundert Meter tat noch weh, für ein Rollkoffer bin ich einfach noch zu stolz (wäre aber sicher besser).